Wenn ich erzähle, dass ich Stenounterricht gebe, werde ich meist gefragt, wer das denn noch lernt und wozu man Steno heute überhaupt noch braucht, wo es doch Diktiergeräte gibt.

Dazu ist zu sagen, dass in der heutigen Zeit so viel notiert und aufgeschrieben wird, wie nie. Alles soll immer schneller gehen, überall wird die neueste Technik angewandt, Computer, die Sie heute kaufen, sind in vier Wochen veraltet, aber für das handschriftliche Notieren benutzen viele noch die umständliche alte Langschrift.

Ich selbst wende Steno im Beruf täglich an: Notizen am Telefon, Arbeitsaufträge des Chefs notieren, "mal eben" bei einem Gespräch das Wesentliche mitschreiben, umfangreiche Protokolle führen etc. Alles Tätigkeiten, die nicht mit einem Diktiergerät erledigt werden können.

Beispiel Protokoll: Bei den meisten Sitzungen ist ein Protokoll gefragt, das die wesentlichen Verhandlungspunkte sowie die Ergebnisse enthält. Würde man die komplette Sitzung auf Band aufnehmen und dem Protokollanten für das Protokoll geben, hätte dies folgenden Effekt:

• Der Protokollant kennt den Inhalt der Sitzung nicht, da er nicht dabei war. 

• Er müsste das Band unter Umständen mehrfach abhören, da Passagen undeutlich sind, sich Sprecher nicht anhand der Stimme identifizieren lassen, mehrere Personen durcheinander gesprochen haben etc.

• Er könnte das Wesentliche nicht sofort erfassen, sondern erst nachdem er alles angehört hat.

Dies alles führt dazu, dass für das Erstellen des Protokolls ein Vielfaches der Sitzungszeit benötigt wird. Nimmt der Protokollant an der Sitzung teil und führt das Protokoll in Kurzschrift, hat dies viele Vorteile:

• Der Inhalt ist bekannt, der Protokollant muss sich nicht erst in das Thema einlesen.

• Er kann bereits in der Sitzung erkennen, was die wesentlichen Punkte sind, und diese im Stenogramm kenntlich machen.

• Er kann ggf. direkt nachfragen, wenn etwas undeutlich war, um eine falsche Wiedergabe zu vermeiden.

• Die Erstellungszeit für das Protokoll wird minimiert, da aus dem Stenogramm bereits die wesentlichen Punkte hervorgehen.

Auch Studenten können sich das Leben mit der Kurzschrift erleichtern. Das Mitschreiben in Vorlesungen ist deutlich schneller in Kurzschrift. Mir hat die Kurzschrift bereits in der Schule und später bei der Fortbildung zur geprüften Sekretärin sehr geholfen. Ich habe alle Unterrichtsinhalte in Kurzschrift aufgenommen und auch nach den kurzschriftlichen Notizen gelernt - die Ausrede, man müsse ja alles wieder in Langschrift übertragen, gilt also nicht!

Eine Berufsgruppe, die ebenfalls sehr von der Kurzschrift profitieren könnte, sind Journalisten. Wie viele Zeitungsartikel und Interviews werden falsch wiedergegeben, weil der Journalist sich seine Notizen umständlich in Langschrift macht und später seine eigenen Abkürzungen nicht mehr lesen kann? Ich kenne viele Beispiele ...

Mein Fazit: Stenografie braucht heute jeder, der viele Notizen mit der Hand schreibt. Insbesondere, wenn es Aufzeichnungen sind, die man ausschließlich selbst lesen muss, ist es unsinnig, diese in Langschrift zu machen. Mit der Kurzschrift lässt sich viel Zeit sparen.

Wenn Sie jetzt wissen möchten, wie Sie die Kurzschrift erlernen können, lesen Sie bitte hier weiter.